Meerschweinchensucht Teil 2 
oder
Der Reisebericht einer Meerschweinchensüchtigen

Von Prof. Dr. Cavy Guinea´Pig

 
 

Nachdem nun die vorgeschriebene Therapiepause von 6 Monaten erreicht ist, soll ein weiterer Entzugsversuch an der bereits beschriebenen Meerschweinchensüchtigen, minderschwerer Fall, durchgeführt werden. Dazu wird die Patientin erneut in die Entzugsklinik nach London verbracht. Im Unterschied zur letzten Therapie wird diese von einem Placebo-Meerschweinchen aus dem Winking Cavy Store mit echtem Mohairfell begleitet und nicht-stationär im Rahmen einer Schottland-Rundreise durchgeführt.

1. Tag – Abschied, Anreise und Ankunft in der Klinik
Nach einem 2 stündigem Abschied von Gina, Shanti und Samira wird die Patientin zum Flughafen transportiert und unter Aufsicht von 2 Wärtern in das Flugzeug verbracht. Die Patientin übersteht den Flug nach London ohne größere Probleme, da die an strategischen Stellen der Kleidung angebrachten Shanti-Haare für die notwendige Ablenkung sorgen. In London wird sie schließlich von einem Pfleger abgeholt und in die Klinik gebracht, wo weitere Shantihaare bereitliegen. Die Patientin wird mit dem Placebo-Meerschweinchen ruhig gestellt, gefüttert und ins Bett gebracht.

2. und 3. Tag
Diese beiden Tage verlaufen ereignislos, da die Patientin durch ausgedehnte Besichtigungen (Tower) abgelenkt und systematisch ermüdet wird.

4. Tag
Die mobile Therapie beginnt mit der Abreise nach Schottland. Ziel dieser Therapie ist es, in einer meerschweinchenfreien, landschaftlich reizvollen Umgebung eine Reduktion der Meerschweinchensucht zu erreichen, da eine vollständige Heilung, wie bereits beschrieben, aussichtslos ist.

5. Tag
Der erste Rückschlag wird durch eine unglückliche Streckenführung bei der Anreise erzielt. Bei dem Studium der Strassenkarte entdeckt die Patientin den Ort Newcaste-upon-Tyne, dem Standort des Winking Cavy Store. Nach längerem Quängeln und unter Androhung von Gewaltanwendung und Nahrungsverweigerung erklärt sich der Pfleger zu einem kurzen Umweg bereit. Nach einer Einweisung durch John über Handy wird der Winking Cavy Store ohne größere Probleme gefunden. Als erstes werden natürlich die Meerschweine in dem kleinen Gartenhäuschen neben dem Haus begutachtet, überwiegend Glatthaar, ein paar Rexe, alle groß, gesund und schön. Geduldig führt John die Patientin danach in den ersten Stock des Hauses, wo sich in einem kleinen Zimmer der Computer befindet,
über den der Winking Cavy Store betrieben wird. Die Patientin darf, während John ständig mit Kunden und Lieferanten telefoniert, ein kurzes E-Mail an Mel und Heike schicken. Nach einer Beratung mit dem Pfleger wird sicherheitshalber ein zweites Placebo-Meerschweinchen gekauft, da mit einer starken Abnutzung des ersten gerechnet werden muß, in Schottland kein Ersatz zu beschaffen ist und somit der Therapieerfolg stark gefährdet wäre. Schließlich schleppt der Pfleger die Patientin zurück zum Auto und weiter geht’s nach Edinburgh.

6. und 7 Tag
Diese beiden Tage verlaufen ohne besondere Ereignisse, da die Patientin mit einer Stadtbesichtigung von Edinburgh beschäftigt wird. Danach geht die Reise nach Inverness weiter.

8. Tag
Der Patientin gelingt eine sensationelle Beobachtung am Loch Ness: Nessie ist ein Meerschweinchen! Von einem Beobachtungspunkt am Nordufer des Sees kann die Patientin einige Aufnahmen von Nessie machen. Das Monster zeigt eine starke Ähnlichkeit mit Cavia Aperea Porcellus und könnte somit die Urform der europäischen Meerschweinchen sein. Eine weitere Auswertung der Fotografien erfolgt nach der Rückkehr nach Deutschland.

9. und 10. Tag
Bei der Fahrt von Inverness durch die menschenleeren, aber schafvollen Highlands beginnt die Patientin zunächst von Woll-, dann von Meerschweinchenpullovern zu phantasieren. Um sie zu beruhigen, wird ein Placebo-Meerschweinchen auf dem Armaturenbrett plaziert.

11. Tag
Nachdem weit und breit kein Meerschweinchen aufzutreiben ist und die Placebo-Meerschweinchen keine Wirkung mehr zeigen, besteht die Patientin auf dem Besuch einer Farm für seltene Haustierrassen, die sich auf den Erhalt von traditionell in den Highlands gehaltenen aber mittlerweile durch produktivere Rassen ersetzten Schaf- und Rinderrassen spezialisiert hat. Nebenbei erhofft die Patientin echte Tierhaare in Form von Schafwolle erwerben zu können. Leider kommt es zu einem erneuten Rückschlag, da die Patientin beim Aussteigen aus dem Auto die Sommergehege von 5 Highland-Cavies entdeckt und die nächsten 30 Minuten nur noch „Meerschweine, Meerschweine" lallt. Nach einer längeren Fachsimpelei mit der Farmerin über die Aussenhaltung von Meerschweinchen bei Nieselregen und 12 Grad Lufttemperatur sowie Fütterung läßt sich die Patientin vom Pfleger zur Besichtigung der Hauptattraktionen der Farm überreden. Danach kommt es noch zu einem kurzen Gespräch mit den Meerschweinchen, bevor die Patientin zurück ins Auto verfrachtet und zum Essen gefahren wird.

12. bis 14. Tag
Auf der Suche nach wilden Highland-Cavies fahren die Patientin bis nach Portree auf der Insel Skye, doch leider blieb die Suche erfolglos. Die Patientin bekommt glasige Augen und purrt den Pfleger an.

15. Tag
Nachdem der Therapieverlauf bisher nicht besonders erfolgreich war, beginnt nun der Rücktransport der Patientin zurück nach London, wo die Therapie stationär beendet werden soll.

16. bis 18. Tag
Aus purer Verzweiflung flüchtet die Patientin in die Londoner Innenstadt um in sämtlichen, erreichbaren Parks nach Meerschweinchen zu suchen. Selbst vor dem Hampton Court Palace macht sie nicht halt. Nach 4 Stunden kann der Pfleger sie wieder einfangen und in die Klinik zurücktransportieren.

19. Tag
In einem unbeobachteten Moment gelingt es der Patientin auszubrechen und eine Zoohandlung aufzusuchen, wo sie vor dem Meerschweinchengehege aufgegriffen wird. Nur unter starker Gewaltanwendung kann sie vom Kauf sämtlicher Meerschweinchenbücher abgehalten werden, der Pfleger übersieht allerdings 3 Bücher.

20. Tag
Nachdem die Rückreise dach Deutschland unmittelbar bevorsteht, steigt die Erregung der Patientin. Nach einer großen Dosis Placebo-Meerschweinchen und Meerschweinchen-Bücher, beginnt sie im Internet zu surfen und sämtliche bekannten Homepages nach Verkaufstieren abzusuchen.

21. Tag
Am Flughafen wird die Patientin von den oben bereits erwähnten Wärtern abgeholt. Nachdem sie starke Erregungszustände zeigt, wird ihr eine Überdosis Meerschwein gegeben. Nach 2 stündigem Dauerschmusen beruhigt sie sich wieder.

Fazit:
Auch dieser Therapieversuch ist gescheitert, die Wirksamkeit von Placebo-Meerschweinchen bei einer hochgradigen Meerschweinchensucht ist somit zu verneinen.
 
 

Copyright Prof. Dr. Cavy Guinea´Pig 15.07.99